Spender gesucht!

Lukas Borkert, Arzt beim Blutspendedienst der Rostocker Unimedizin
Mit der Corona-Pandemie blieben viele Spender fern und sind seitdem nicht wiedergekommen. Das ist ein großes Problem, erklärt Lukas Borkert, Arzt beim Blutspendedienst der Rostocker Unimedizin.

Jeder Zweite braucht irgendwann in seinem Leben eine Bluttransfusion. Nach einem Unfall, während einer OP oder einer Chemo. Drei Prozent der Deutschen spenden regelmäßig Blut – und es werden jedes Jahr weniger.

Man muss kein Rechenkünstler sein: So kann das System auf Dauer nicht funktionieren. Dabei ist die Lösung einfach: Blut spenden. Beispielsweise in der Rostocker Universitätsmedizin.

Michael Preikschat liegt auf dem Rücken
Sein Blut läuft aus der Kanüle in seiner linken Armbeuge über einen Schlauch in den Zellseparator. Der graue Apparat brummt – und zerlegt Preikschats Blut in seine Bestandteile. Die Blutplättchen, oder fachsprachlich Thrombozyten, landen in einem durchsichtigen Beutel, alles andere fließt zurück in seinen Arm. Das fühlt sich kurz kalt an, erzählt der Rostocker. »Sonst merke ich nichts.« Der 43-Jährige kommt alle 14 Tage in die Waldemarstraße, morgens vor der Arbeit. Eine Stunde »hängt« er an der Maschine, mehrere Liter Blut laufen durch den Schlauch aus seinem Körper und wieder hinein. Zwischen 220 und 480 Milliliter Thrombozyten bleiben am Ende übrig. Als Student hat Michael Preikschat Blut gespendet, um sich ein paar Mark zu verdienen. »Heute tue ich es für mein gutes Gewissen.« Obwohl er keinen persönlich kennt, weiß er: Etlichen Krebspatienten haben seine Thrombozyten das Leben gerettet. Die Plättchen sind für die Blutgerinnung zuständig. Wenn die Gerinnung beispielsweise durch eine Chemotherapie gestört ist, droht ein Mensch schon bei kleinen Verletzungen zu verbluten.

Spender, wie sie im Buche stehen
Im Nebenraum liegt Sarah Maier seit drei Minuten an der Kanüle, der 500-Milliliter-Beutel ist schon halb voll. Die 42-Jährige spendet seit mehr als 20 Jahren Blut. »Ich vertrage das gut. Nur Sport lasse ich an dem Tag ausfallen.« Nach jeder Spende vereinbart sie gleich einen Termin für die nächste, viermal im Jahr dürfen Frauen Vollblut spenden. Sarah Maier geht zur Unimedizin, weil ihr wichtig ist, dass ihr Blut nicht irgendwohin verkauft wird, sondern Rostockern hilft. Michael Preikschat und Sarah Maier sind Spender, wie sie im Buche stehen. Leider gibt es zu wenige wie sie. Mit der Corona-Pandemie blieben viele Spender fern und sind seitdem nicht wiedergekommen. Das ist ein großes Problem, erklärt Lukas Borkert. Der junge Arzt arbeitet beim Blutspendedienst der Rostocker Unimedizin. Mehr als 50 Konserven braucht das Klinikum an einem normalen Tag. Für Unfallopfer, Krebspatienten, chronisch Kranke, für Operationen und Geburten. Engpässe gab es immer. Früher wurde das Blut vor Weihnachten und in den Sommerferien knapp. Heute ist das Dauerzustand. Die Unimedizin muss Blutkonserven vom DRK zukaufen – und manchmal sogar geplante OPs verschieben. Soweit die moderne Medizin auch ist, erklärt der 27-jährige Borkert: »Es gibt keine Alternative zum Spenderblut, es lässt sich nicht im Labor herstellen.« Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass man selbst plötzlich auf fremdes Blut angewiesen sein könnte. Eine Sportverletzung kann reichen. Die Statistik sagt, dass jeder zweite Deutsche mindestens einmal im Leben eine Bluttransfusion braucht.

Eine Blutkonserve.
Mehr als 50 Konserven braucht das Klinikum an einem normalen Tag. Fotos: DOMUSIMAGES

Blutspenden sind wie ein kleiner Check-up
Schwester Marita arbeitet seit 1988 in der Blutspende der Universitätsmedizin. Sie braucht keine Statistik, sie weiß aus Erfahrung: »Jedes Jahr werden die Spender weniger.« Die ab 50 Jahren sind treu, sie lassen keinen Termin aus. »Wir hatten gerade neulich einen, der hat in seinem Leben schon 120 Liter Blut gespendet.« Das Problem: Sie werden älter. Obwohl die Politik reagiert und die Altersgrenze abgeschafft hat, werden die Älteren nach und nach ausscheiden, erklärt Lukas Borkert. Sie bekommen Krankheiten und brauchen Medikamente, sind dann als Spender nicht mehr geeignet. Auch junge Rostocker sind durchaus blutspendewillig – leider nur sporadisch, beispielsweise nach einem Aufruf im Radio. Im mittleren Alter, zwischen 30 und 50, da hapert’s mit der Spendenbereitschaft. Dabei gibt es einige Argumente fürs Blutspenden – neben dem guten Gefühl und einer Aufwandsentschädigung: Im Labor wird jede Konserve vor der Transfusion aufgearbeitet, auf HIV, Hepatitis und andere Erreger untersucht. Über mögliche Befunde wird der Spender informiert. »Das ist wie ein kleiner Check-up.« Es gibt Menschen, sagt der Arzt, die schwören, dass eine Blutspende wie eine kleine Verjüngungskur wirkt. »Der Körper produziert danach neue, frische Zellen.«

 

Wo können Sie Blut spenden?

www.med.uni-rostock.de/blut-spenden

www.blutspende-leben.de/ueber-uns/standorte/institut-rostock

www.blutspenden.de