Kinder, Kinder

Barbara Maas.
Barbara Maas. Foto: DOMUSIAMGES

Wenn Barbara Maas an ihre ersten Monate in Dierkow-Neu denkt, fallen ihr vor allem ein: Kinder. Das Neubaugebiet war Mitte der 80er eines der kinderreichsten in der DDR.

Vor 40 Jahren ist die Grundschullehrerin mit ihrem Mann, Tochter und Sohn in die Bruno-Taut-Straße gezogen. Im August '84 war der erste Block von Dierkow-Neu, für 1.000 Bewohner, gerade fertig geworden. Es gab keine Gehwege und viel Modder, nur Schule und Kita waren schon startklar. Denn: Fast jeder neue Einwohner hatte mindestens ein Kind. Grundschullehrerin Barbara Maas wechselte kurz nach ihrem Umzug an die 5. POS in Dierkow. Sie weiß noch, wie turbulent es damals zuging. »Jeden Montagmorgen standen neue, zugezogene Kinder vor der Tür.« Fünf Klassen pro Jahrgang kamen bis 1987 zusammen – allein an ihrer Schule. Insgesamt gab es im Neubaugebiet sechs Schulen und fünf Kitas. Und das waren immer noch zu wenig. »Container wurden zu Klassenzimmern umfunktioniert.« Dierkow-Neu war DDR-weit einer der jüngsten Stadtteile: Von den 20.000 Einwohnern war jeder Dritte ein Kind unter 15 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 27 Jahren. Der Wohnraum im Nordosten wurde damals dringend gebraucht, aber das Geld war knapp. Darum wurde abgespeckt. Geplante Hochhäuser wurden nicht gebaut und die sechs Etagen bis zu ihrer 4-Raum-Wohnung musste Familie Maas Treppensteigen – Fahrstühle wurden eingespart. »Dafür hatten wir Einbauküche, Badewanne und zwei Kinderzimmer.« Für den Nachwuchs gab's Spielplätze und geschützte Innenhöfe mit viel Platz zum Toben, außerdem zwei Jugendklubs. 

Dierkow-Neu und seine Anfänge.
Dierkow-Neu und seine Anfänge. Foto: Siegfried Wittenburg

Dass die Wende den jungen Stadtteil bald ganz schön durchschütteln würde, hat sie damals nicht geahnt. Die Einwohnerzahl hat sich bis 2009 halbiert. Schulen, Kitas, Kaufhallen und Wohnblöcke wurden abgerissen. »Da gab es viel Frust, gerade bei den Jugendlichen. Der Ruf des Stadtteils hat gelitten.« In den vergangenen Jahren hat sich der Wind gedreht, sagt die WIRO-Mieterin. Die Einwohnerzahlen steigen wieder, alle Blöcke wurden saniert. Es werden sogar neue Wohnungen gebaut. Barbara Maas ist Dierkow treu geblieben. Sie ist ehrenamtlich im Quartiersbeirat aktiv und puzzelt fast täglich in ihrem Garten. Sie schätzt die gute Straßenbahn-Anbindung in die Innenstadt, fährt mit ihrem Fahrrad bis Markgrafenheide. »Mir fehlt hier nichts.«

Dierkow-Neu wird 40!
Zum Jubiläum planen die Dierkower allerhand. Höhepunkt wird das Mühlenfest vom 6. bis 8. September. Am 1. Juni eröffnet die selbstverwaltete Jugendinitiative »Outsider« den Geburtstagssommer mit einer Party.