Keine Einbahnstraße

Hans-Joachim Kallwitz führt das Sprachcafé mit viel Herzblut.
Hans-Joachim Kallwitz führt das Sprachcafé mit viel Herzblut. Foto: TIMO ROTH

»Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt« – Redewendungen wie diese muss ein Nicht-Muttersprachler erstmal verstehen. Die Sprachpaten rund um Hans-Joachim Kallwitz helfen ihnen dabei.

Im Interkulturellen Sprachcafé lernen Flüchtlinge und Migranten Alltagsdeutsch und werden dabei unterstützt, sich in Rostock zurechtzufinden.  Heute gibt es Beethoven, kündigt Hans-Joachim Kallwitz an, bevor er auf »Play« drückt. Farzaneh Estehardi fragt fröhlich: »Können wir dazu tanzen?« Kallwitz muss schmunzeln und schüttelt den Kopf. Andächtig lauscht die große Kaffeerunde der Klaviersonate. Neben Farzaneh aus dem Iran sitzen Frauen, Kinder und Männer aus der Türkei, Syrien, Ukraine, Russland. »Menschen aus 27 Nationen hatten wir schon zu Besuch, von Palästina bis Japan«, zählt Organisator Kallwitz auf. Alle zwei Wochen richten er und seine Helfer Nachmittage im Mehrgenerationenhaus in Evershagen aus.

Allgemeinwissen übers Grundgesetz, Wahlsystem, Feiertage oder Redewendungen
Es gibt Kaffee und Kuchen, aber vor allem sind die geselligen Runden ein Stück Integration für die ausländischen Gäste. Zu jedem Termin bereitet ein Ehrenamtler einen Vortrag vor. Allgemeinwissen übers Grundgesetz, Wahlsystem, Feiertage oder wie heute: Redewendungen im Deutschen. »Dem Affen Zucker geben« oder »Hals- und Beinbruch« – da kommt sogar Referent Kallwitz manchmal in Erklärungsnöte.

Beim Sprachcafé ist auch der Name Programm
17 Mitstreiter um Kallwitz stellen sich als Gesprächspartner zur Verfügung, damit Farzaneh und die anderen praktisch anwenden können, was sie im Sprachkurs gelernt haben. Silvia Grehsin ist eine von ihnen und nicht nur heute dabei. Sie hat vier Sprachpatenschaften übernommen und trifft sich wöchentlich mit ihren Schützlingen. Die 81-Jährige korrigiert falsche Endungen und schreibt Diktate – und sie unterstützt auch bei allen anderen Hürden, die der deutsche Alltag bereithält. Ihr Ehrenamt ist keine Einbahnstraße, sagt die Rostockerin. Die Patenschaften bereichern ihr Leben. Sie erfährt Dinge über fremde Kulturen und Lebensgewohnheiten. »Die Aufgabe und die Begegnungen halten mich jung und bringen mir viel Freude. Wir lernen voneinander.«

Neue Sprachpaten sind willkommen
Auch Sabine Hartleib ist Sprachpatin. Ihre jüngste Schülerin ist ein kleines Mädchen aus Honduras. Die Seniorin holt die Kleine einmal pro Woche aus der Kita ab und übt mit ihr Sprechen. »Damit sie es zur Einschulung im Herbst leichter hat.« Neue Sprachpaten sind willkommen. Es ist egal, wie alt sie sind oder welchen Beruf sie haben. Hans-Joachim Kallwitz: »Etwas Zeit wäre wünschenswert und Weltoffenheit.« Mehr Infos gibt`s bei einem Kennenlerngespräch. Kontakt: 0176.21050594 | kallwitz{at}gmx.net