Kann das weg?

WIRO-Wertstoffoptimierer Bernd Wolfram (vorne) und Mirko Müller in Montur bei der Arbeit.
Team Südstadt: WIRO-Wertstoffoptimierer Bernd Wolfram (vorne) und Mirko Müller. Foto: DOMUSIMAGES

Alle reden von Nachhaltigkeit. »Aber Worte und Tun stimmen nicht immer überein«, sagt Mirko Müller. Der Wertstoffoptimierer der WIRO sieht es täglich mit eigenen Augen.

Da landen nagelneue, noch verpackte Jalousien in der Papiertonne. Oder funktionierende Rasenmäher im Hausmüll. Manchmal ist die gelbe Tonne bis oben voll mit benutzten Windeln. Falsch eingeworfener Unrat ist fatal, denn er muss vor dem Recyceln mühsam aussortiert werden. Umgekehrt gehen Wertstoffe verloren, wenn sie im Restmüll landen und mit ihm verbrannt werden. Mirko Müller und Bernd Wolfram machen klar Schiff in den Tonnen und auf den Müllplätzen in der Südstadt und in Biestow. Rostock weit sind 17 Wertstoffoptimierer für die WIRO unterwegs. Ihre Bilanz: Die Restmüllmenge ist um bis zu 50 Prozent gesunken. Auf der anderen Seite stieg der Anteil in den kostenlosen Wertstofftonnen.

Pappkartons ohne Ende
Allein das Südstadt-Team fährt jeden Tag 58 Müllplätze an. Die meisten Mieter, das betont Mirko Müller, halten sich vorbildlich an die Müll-Etikette. »Es gibt nur wenige Ausnahmen.« Aber die bescheren den Wertstoff-Profis eine Menge Arbeit. Gedankenlos werfen sie ihren Bioabfall samt Mülltüte in die braune Tonne. Ärgerlich, denn die Plastiktüten sind nicht abbaubar – und machen den Bioabfall unbrauchbar. Die WIRO-Männer falten Kartons klein, damit wieder Platz ist in der blauen Tonne. »Viel besser wäre, wenn alle Mieter ihre Pappe vor dem Einwerfen zerkleinern.« Bernd Wolfram: »Seit Corona bestellen die Menschen fast alles online. Wir haben Pappkartons ohne Ende!« Und sie halten die Müllplätze in Schuss. Im Herbst fegen sie Laub weg, im Sommer waschen sie klebrigen Blütenstaub von den Tonnen. Ein großes Problem: Wenn Mieter den Deckel nicht schließen, flattern Müll und Essensreste durch die Gegend – und locken Möwen und Ratten an. »Neulich ist genau vor unserer Nase eine Ratte aus der Tonne gesprungen.« Oder der wilde Sperrmüll. Mirko Müller öffnet die Heckklappe vom WIRO-Transporter: drei Kratzbäume für Katzen, Bücherregal, Wäscheständer, Tisch und zwei Lampen. »Das ist nur von heute Morgen.« Mieter stellen ihr ausrangiertes Mobiliar einfach neben die Mülltonnen. »Dabei kann jeder Rostocker kostenlos die Sperrmüll-Abfuhr bestellen oder Gerümpel auf einem der vier Recyclinghöfe abgeben.« Und: »Einkaufswagen gehören in die Supermärkte und Discounter.« Immer öfter – und in allen Stadtteilen – fahren Rostocker ihre Einkäufe damit nach Hause und lassen sie in der Gegend stehen.

Bei Wind und Wetter
Um 6 Uhr morgens beginnen die Männer ihre tägliche Runde. »An der frischen Luft zu arbeiten, gefällt mir«, sagt Bernd Wolfram. Auch wenn’s im Winter Tage gibt, an denen die Deckel festfrieren. Und die Gerüche aus der Biotonne im Sommer eine Zumutung sind. »Da muss man unempfindlich sein, sonst kann man den Job nicht machen.« Das Schöne an ihrer Arbeit, sagen beide: »Man sieht den Unterschied, der Stadtteil ist viel aufgeräumter.«

Elektroschrott, alte Batterien und Neonröhren oder Bücher und ausrangierte Brillen: Wohin damit? Mehr dazu und wie Sie Ihren Müll sortenrein trennen. Lesen Sie hier.