Graffiti: Schrubben statt Geldstrafe

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Sachschäden durch Schmierereien: Dr. Chris Müller, Senator für Finanzen, Verwaltung und Ordnung der Hansestadt Rostock, und Hans-Joachim Engster, Vorsitzender des Kommunalen Präventionsrates. Foto: Jens Scholz

Ihre Leinwand: Mauern, Hauswände oder Tunnel. Ihre Kunstwerke: aufgesprühte Schriftzüge und Grafiken. Für die einen sind illegale Straßengraffiti urbane Kunst, für die anderen sind es Schmierereien.

Mehr als 750 Anzeigen stehen in der Rostocker Polizeistatistik 2015. Aufgeklärt wird nur etwa jeder zehnte Fall. In der Hansestadt ist eine Beamtin ausschließlich mit Sachbeschädigungen durch Graffiti beschäftigt – landesweit einmalig. »Besonders aktiv sind die Sprayer in der Kröpeliner Tor-Vorstadt. Deutlich zugenommen haben Graffiti ohne Erlaubnis im Stadtteil Evershagen«, sagt Polizeioberkommissarin Stefanie Kleine-Möllhoff. Was ihr immer öfter auffällt: »Früher hatten die Sprayer eine Art Kodex, dass von Künstlern gestaltete Flächen nicht übersprüht werden. Daran halten sich längst nicht mehr alle.«

Auch Dr. Chris Müller, Senator für Finanzen, Verwaltung und Ordnung der Hansestadt Rostock, ärgert sich über Farbschmierereien – manchmal sogar am Rathaus. »Die Schäden müssen letztlich von den betroffenen Eigentümern, den Mietern oder den Steuerzahlern getragen werden. Dieses Geld fehlt dann für andere Dinge, wie die Pflege von Parks und Spielplätzen oder in der Jugendarbeit.« Die Stadtverwaltung setzt auf Vorbeugung und zügige Beseitigung von illegalen Graffitis. »Das vor zwei Jahren gestartete Anti-Graffiti-Projekt des ‘Kommunalen Präventionsrats‘ leistet hier eine gute und wichtige Arbeit«, so Dr. Müller weiter. Wie? Zum Beispiel mit einer Postkartenaktion, die junge Leute aufklärt, dass Sprayen auf fremdem Eigentum ohne Erlaubnis eine Sachbeschädigung und damit eine Straftat ist – auch in Szenevierteln. Außerdem wird Hand angelegt: An Aktionstagen schrubben Täter besprühte Wände sauber und arbeiten dabei Sozialstunden ab, die sie vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft auferlegt bekommen haben. Fachleute helfen ihnen dabei. Von diesen Aktionen profitieren auch die Täter, denen so hohe Schadensersatzforderungen erspart bleiben. Und im Gespräch kann das Verständnis für den Wert fremden Eigentums wachsen.

Der beste Weg um den bunten Schriftzügen Herr zu werden? »Den Tätern keine Plattform zur Präsentation ihrer ‚Kunstwerke‘ bieten – das heißt: Graffitis schnellstmöglich entfernen«, rät der Vorsitzende des kommunalen Präventionsrates, Hans-Joachim Engster. »Das nimmt den illegalen Aktionen den Reiz.« Die WIRO wohnen in Rostock geht hier mit gutem Beispiel voran, entfernt entdeckte Graffiti in der Regel sofort. »Absolut vorbildlich«, lobt Senator Dr. Chris Müller.