Schwindelfrei

Fassadenmalerei
Eine Menge Farbe verbraucht Ina Wilken für die Fassade in der Südstadt. Foto: Alexander Rudolph

Die Ziolkowskistraße 9 ist nicht länger nur ein Hochhaus – sondern demnächst die größte Leinwand weit und breit. In wenigen Wochen enthüllt die WIRO das Kunstwerk von Ina Wilken. Das Motiv ist noch geheim, aber so viel verraten wir schon: Tierfreunde werden ihre Freude haben.

Ina Wilken ist schwindelfrei. Zwölf Etagen über dem Boden steht sie auf dem Baugerüst – und pinselt seelenruhig. »Ich hab mich an die Höhe schon gewöhnt«, lacht die sympathische Künstlerin. Seit Anfang September arbeitet sie weit oben an der frischen Luft. Während Arbeiter die anderen Hauswände vom 14-Geschosser noch sanieren, malt sie einen Zoobewohner auf die neue Fassade Richtung Südring. Der Hintergrund ist fertig. Heute malt sie ein Stück vom Fell. Strich für Strich. Oder besser: Quadratmeter für Quadratmeter, denn das komplette Wandbild misst fast 400.

Die Rostockerin träumt schon lange davon, die prägnante Fassade in der Südstadt zu gestalten. »Immer wenn ich durch den Südring fuhr, fiel mir das Hochhaus ins Auge. Ich dachte: Ein Bild an so einem Haus wäre der Hammer.« Weil sie Tiere und den Rostocker Zoo mag, hatte sie schnell eine Idee fürs Motiv. Dem WIRO-Team gefiel’s und der Zeitpunkt war günstig: Das Unternehmen hatte in diesem Jahr sowieso eine Fassadensanierung geplant – da konnte die Künstlerin gleich mit ans Werk gehen.

Bei Ina Wilken ist das Projekt in guten Händen: Sie kennt sich mit Fassaden aus, hat schon Hauswände bis in Stuttgart bemalt. Das ist etwas anderes als eine gewöhnliche Leinwand, sagt die Künstlerin, die sonst auch an der Staffelei steht. Pinsel ansetzen und drauf los malen – so wird das nix. »Man muss sich gründlich vorbereiten und strukturiert arbeiten.« Ihren Entwurf hat sie vorher maßstabgetreu vorgezeichnet. Vor dem ersten Pinselstrich hat sie die 40 Meter hohe Fassade gerastert, in 50 mal 50 Zentimeter große Quadrate eingeteilt. »Die brauche ich zur Orientierung.« Mit breiten Pinseln und Litereimern Acrylfarbe steht die frei berufliche Künstlerin täglich auf dem Gerüst, malt sich von Etage zu Etage. In wenigen Wochen wird ihr Werk enthüllt und die Gerüstplane abgenommen. Auf diesen Moment und die Reaktionen der Rostocker freut sie sich schon. »Auch ich sehe mein Bild dann zum ersten Mal im Ganzen.«