Schiff ahoi! - Mieterperlen auf hoher See

Marina Shlain und ihre Töpfer-Damen  C  J

Mit fast 110 Metern gehört die »Mir« zu den größten Segelschiffen der Welt - und zu den schnellsten. Am 8. August sticht der Großsegler mit 200 „Mieterperlen" der WIRO in See. An Bord: Nachbarn mit Herz, die einfach unbezahlbar sind und ein Dankeschön verdienen.

Was wäre ein Haus ohne nette Nachbarn? Sie stellen zum Geburtstag ein Stück Torte vor die Tür, hüten im Urlaub die Katze, reparieren die Waschmaschine und schippen im Winter Schnee - sie sind einfach unbezahlbar. 200 guten Geistern der Quartiere sagt die WIRO nun zum zweiten Mal Danke, stellvertretend für alle Mieter. Zur Hanse Sail lädt das Wohnungsunternehmen seine „Mieterperlen" am 8. August zu einem Tagestörn auf der »Mir«, einem der größten und schnellsten Segelschiffe der Welt, auf die Ostsee ein.

Wer mitsegeln darf, haben die Mieter des Wohnungsunternehmens entschieden: Sie haben Nachbarn vorgeschlagen, die einfach unbezahlbar sind und ein Dankeschön verdienen. Und davon gibt es einige, wie diese Geschichten zeigen:

Mit Ton und Engelsgeduld

Auch wenn sie bestimmt zum tausendsten Mal erklärt, wie man aus einer Kugel und einem Ei ein Kätzchen töpfert: Marina Shlain tut es mit einer Engelsgeduld, als sei es das erste Mal. Jeden Dienstag und Freitag kommt die 52-Jährige aus Groß Klein und werkelt mit Dierkowern im Stadtteil- und Begegnungszentrum. Die gebürtige Russin ist eine von 40 Ehrenamtlern, die sich in der Begegnungsstätte engagieren - und sie ist eine der treusten. Seit neun Jahren modelliert sie mit ihren Schülern zwischen 6 und 80 Jahren in der Werkstatt in der Lorenzstraße. Vasen, Schalen, Schnecken. Ihre Kurse sind so gut besucht, dass an manchen Tagen die Stühle nicht ausreichen. Das liegt nicht nur am Töpfertalent der Ingenieurin, sondern vor allem an ihrer Menschenwärme: „Wir sind hier fast wie eine Familie."

Eine Perle zur Freundin

Vom Schwabenland nach Toitenwinkel, ein Neuanfang als Rentnerin - Freunde und Verwandte haben bloß mit dem Kopf geschüttelt, als Elisabeth Butz vor drei Jahren auf gepackten Umzugskartons saß. „,Bei den sturen Mecklenburgern wirst Du nie heimisch', haben sie gesagt." Darüber lacht sie heute, denn: „So offen und herzlich wie hier oben sind die Menschen im Süden nicht." Allen voran: Nachbarin Anneliese Klaschka. Am Anfang begrüßte sie die Schwäbin mit selbst gekochtem Essen - weil die Küche noch nicht da war. Die Rostockerin hat sie mitgenommen in den WIRO-Nachbarschaftstreff zum Bingospielen, in Museen und ins Theater, ihr die schönsten Ecken von Rostock gezeigt. Heute fahren beide sogar zusammen in den Urlaub. Wenn eine krank im Bett liegt, wird sie von der anderen betüddelt. Ganz klar: Für Elisabeth Butz ist Anneliese Klaschka eine echte Perle.

Winterurlaub, gute Seelen und ein grüner Daumen 

Ihren ersten Familienurlaub haben die fünf Conrads aus Evershagen ihrer Nachbarin zu verdanken: Hanna Pagels hatte bei einem Preisausschreiben den Hauptpreis gewonnen - und den Gutschein für einen Winterurlaub in Österreich an ihre Nachbarn verschenkt.

Auch wenn die Hausgemeinschaft der Turkuer Straße 52 den strengen Winter schon fast vergessen hat, an ihren Nachbarn denkt sie oft mit großem Dank zurück: Fred Bühring hat seine Mitbewohner vor manch Rutschpartie vor der Haustür bewahrt. Jeden Tag, frühmorgens schon vor dem Winterdienst, war der Senior auf den Beinen, hat Schnee geschippt und gefegt.

Ihre Nachbarinnen sind Gold wert, findet Waltraud Schmidt aus Warnemünde. Die 85-Jährige braucht im Alltag viel Hilfe - und ohne Isolde Görne und Ida Schulz wäre sie wohl längst im Heim, sagt sie. Die beiden schauen jeden Tag nach dem Rechten, begleiten sie zu Arztbesuchen, erledigen Einkäufe.

Wolfgang Möller hat den grünen Daumen - und davon haben auch die Nachbarn etwas: Vor seinem Block in der St.-Petersburger-Straße blüht es von Frühjahr bis Herbst. Märzenbecher, Rosen und Stiefmütterchen leuchten so fröhlich, dass sogar Passanten stehen bleiben.

Keinen Geburtstag im Haus verpasst Anneliese Wiener aus Reutershagen. Überhaupt ist sie die gute Seele: Sie wechselt Glühbirnen, fegt das Treppenhaus auch außer der Reihe und sorgt vor dem Haus für Ordnung.