Werftdreieck: Auf dem Weg in die Zukunft

Werftdreieck

Für das neue Wohnquartier am Werftdreieck sucht die WIRO jetzt nach dem passenden Konzept. Der Startschuss für den städtebaulichen Wettbewerb ist gefallen. Gefragt sind die Ideen von Experten.

Techniker, Künstler und Manager: 20 Architekten und Stadtplaner haben bis Ende des Jahres Zeit, mit vielen Talenten an der Gestaltung des neuen WIRO-Wohnquartiers am Werftdreieck zu tüfteln. Der städtebauliche Wettbewerb für das fast zehn Hektar große Areal der ehemaligen Neptun-Werft zwischen Lübecker Straße, Werftstraße und der Bahntrasse Rostock–Warnemünde startet Anfang Oktober.

„Das Werftdreieck ist das größte Bauprojekt der WIRO und soll in enger Abstimmung mit der Hansestadt Rostock und den Bürgern zu einem bezahlbaren, lebendigen und urbanen Wohnquartier für Familien, Paare und Singles jeden Alters entwickelt werden“, sagt Ralf Zimlich. Ziel des Neubaus sei, auf die große Nachfrage nach Wohnraum in den umliegenden Bereichen Stadtzentrum, Kröpeliner-Tor-Vorstadt und Hansaviertel zu reagieren, so der Vorsitzende der WIRO-Geschäftsführung. Vorgesehen ist, auch eine zirka 2,4 Hektar große angrenzende brachliegende Fläche westlich der Max-Eyth-Straße in die Planung zu integrieren, um die Entwicklung des Werftdreiecks bis zur Bahntrasse auf einer Gesamtfläche von rund 9,7 Hektar ganzheitlich zu realisieren.

Lebens- und Aufenthaltsqualität im Quartier
Durch seine zentrale Lage im Stadtgebiet mit guter Anbindung an den ÖPNV, die Nähe zur Warnow und die wichtige innerstädtische Hauptverkehrsstraße L 22 in direkter Nachbarschaft, hat das Werftdreieck eine besondere städtebauliche Bedeutung. „An die Nutzung, die städtebauliche Struktur sowie an die Architektur sind daher besondere Ansprüche zu stellen“, sagt Projektleiter Christian Jentzsch. Der Standort soll für mehrgeschossigen Wohnungsbau entwickelt werden. Auf 70.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen mehrere Hundert Wohnungen entstehen. „Um die beste Lösung zu finden“, erklärt Ralf Zimlich, „steht nicht eine möglichst hohe Dichte im Vordergrund, sondern die Entwicklung eines attraktiven Quartiers mit hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität.“ Die Aufgabe der Planer sieht der Geschäftsführer vor allem darin, die komplexen Rahmenbedingungen des Umfelds wie Lärmimmissionen, Verkehrsanbindung und Denkmalschutzaspekte angemessen zu berücksichtigen.

Für das Wettbewerbsgebiet generiert sich aus diesen Aspekten eine ehrgeizige Zielsetzung: So sind in Sachen lärmsensible Wohnnutzung im Wesentlichen drei Lärmquellen zu berücksichtigen: der Straßenverkehrslärm, die S-Bahn-Trasse und die nördlich gelegenen Gewerbeansiedlungen. „Die hier gemessene Lärmbelastung stellt heute jedoch für innerstädtische Lagen eher die Regel als eine Ausnahme dar und kann durch die Ausrichtung der Gebäude und Schallschutz-Fenster stark reduziert werden“, betont Ralf Zimlich.

Wegen seiner zentralen Lage und der Erschließung des Fischereihafens über die Werftstraße, ist das Straßennetz rund um das Werftdreieck durch ein hohes Verkehrsaufkommen belastet. „Eine neu geordnete Verkehrsführung im Umfeld des neuen Wohngebietes kann Entlastung schaffen“, verdeutlicht Christian Jentzsch. Es sei daher geplant, das Quartier vorzugsweise über die Werftstraße anzubinden. Zur Nahversorgung des neuen Quartiers und des Umfelds möchte die WIRO in der Erdgeschosszone der Neubebauung verschiedene Ladeneinheiten schlüssig integrieren: „Kleinflächiger Einzelhandel wie Bäckereien und Cafés, ein Biomarkt oder eine Apotheke könnten hier einen Bürgertreffpunkt und eine Kita ergänzen - so wie es sich die Rostocker im Prozess der Bürgerbeteiligung gewünscht haben“, so der Projektleiter.

Eine zentrale Herausforderung der Aufgabenstellung für Planer ist die Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe des Areals wie der Heinkel-Wand und deren vollständige oder teilweise Einbindung in die künftige Bebauungsstruktur. Um Geschichte erlebbar zu machen, ist ein weiterer Ort des Gedenkens geplant: Die Erinnerung an den Arbeiteraufstand des Jahres  1953 soll sich auf dem Platz des 17. Juni oder in dessen Nähe wiederfinden.

Hohe Messlatte an vielfältige Wohnungstypen
Zur Umsetzung der architektonischen und städtebaulichen Vorgaben hat die WIRO ein Nutzungskonzept definiert und vielfältige Wohnungstypen zur Messlatte erhoben: Ein- bis Fünf-Raum-Wohnungen mit 35 bis 140 Quadratmetern, Balkonen, bodentiefen Fenstern, offenen und geschlossenen Küchen, begrünten Außenanlagen, privaten Terrassen und vorgelagerten kleinen Gärten, Pkw-Stellplätzen in separaten Parkhäusern und nachhaltiger Energieversorgung.

Dialog auf Augenhöhe
Bei der Gestaltung des neuen Viertels auf dem Werftdreieck können Rostockerinnen und Rostocker mitreden – von Anfang an. Die WIRO bat die Bürger dafür in den vergangenen Monaten zum Dialog auf Augenhöhe und beauftragte Fachbüros, im Vorfeld des Städtebaulichen Wettbewerbs Ideen und Hinweise der Hansestädter einzusammeln: online (www.werftdreieck-rostock.de), bei öffentlichen Dialog-Veranstaltungen und Quartiers-Spaziergängen. Vorschläge und Hinweise der Rostocker wurden in die Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs aufgenommen. Nach der Entscheidung über den Sieger-Entwurf im März 2016, geht der Bürgerdialog in die nächste Runde.