Keine halben Sachen: Fünfgiebelhaus

Johanna Wollschläger ist mittlerweile eine Expertin fürs Fünfgiebelhaus.
Johanna Wollschläger ist mittlerweile eine Expertin fürs Fünfgiebelhaus. Was sie sich wünscht: Der Plattenbau mit seinen Kunstwerken soll nach der Sanierung in einem Jahr wieder strahlen. »Die Menschen sollen stehenbleiben und sich freuen.« Foto: DOMUSIMAGES

Wann tut sich endlich was am Universitätzplatz? Das fragen sich Rostocker seit Wochen, wenn sie durch die Bauzäune vorm Fünfgiebelhaus luschern. Bis jetzt passiert fast alles hinter den Kulissen.

 

Vom »Grand Café« ist nichts mehr übrig. Von der Decke hängen Kabel. An den Wänden bröselt Putz. In der Ecke klafft ein Loch im Betonboden. Hier war früher der Speisenaufzug, erklärt Johanna Wollschläger. Seit zwei Jahren arbeitet die Architektin als Bau- und Projektleiterin bei der WIRO – und genauso lange beschäftigt sie sich tagtäglich mit dem Fünfgiebelhaus. »Mittlerweile kenne ich das Haus in- und auswendig«, lacht die 33-Jährige.

Viel umfangreicher als geplant

Eigentlich war die Aufgabenstellung für die neue Kollegin unspektakulär. Die vier langjährigen Gewerbemieter an der Ecke zur Breiten Straße hatten gerade gekündigt, ein neuer Betreiber wollte auf der kompletten Fläche mit einem neuen Gastro-Konzept durchstarten. Sie sollte die Einheiten entkernen, zusammenlegen und so weit herrichten, dass der neue Mieter einziehen kann. »Bei der Bestandsaufnahme und dem Rückbau im vergangenen Jahr haben wir realisiert, dass die Mieter seit der Einweihung im Jahr 1985 ohne unser Wissen vieles verändert haben.« Nicht dokumentierte Wanddurchbrüche, willkürliche Kernbohrungen, verlegte Leitungen. Und die Kunst! Im Nach-Wende-Tohuwabohu wurden Treppenhandläufe von Wolfgang Friedrich abgesägt, Ton-Figuren von Lothar Sell abgebaut und im Keller vergessen. »Uns wurde klar: Das Projekt ist viel umfangreicher als geplant.«

Unter Denkmalschutz
Die nächste Herausforderung: »Das Fünfgiebelhaus steht unter Denkmalschutz, wir müssen sehr behutsam vorgehen.« Die studierte Architektin hat jeden Schnipsel über den DDR-Vorzeigebau verschlungen: Akten im Stadtarchiv, alte Bauunterlagen, Fotos, Pläne, Artikel. Sie hat die Architekten von damals ausgefragt, mit den Künstlern gesprochen und dem Amt für Denkmalpflege. »Dazu kam eine lange Vorbereitungszeit.« Angefangen mit den Abstimmungen mit dem neuen Mieter. »Der hatte Pläne, wie die Räume später aussehen sollen – und wir mussten manchen Kompromiss finden.« Manche Durchbrüche sind statisch nicht möglich, die Sprossenfenster wegen des Denkmalschutzes nicht gegen Schaufenster zu ersetzen. Aktuell laufen die Ausschreibungen für alle Gewerke. Vom Abbruch des Estrichs über die Fassadenarbeiten bis zum Austausch der Holzfenster.

Großbaustelle mitten auf der Kröpi
Im Oktober, hofft die Projektleiterin, beginnt endlich das Gewusel auf der Baustelle. »Ich freue mich sehr darauf.« Auch wenn eine Großbaustelle mitten auf der Kröpi eine besondere Herausforderung ist. »Die Fußgängerzone ist tagsüber für Lieferungen nicht befahrbar, es gibt kaum Platz für die  Baustelleneinrichtung.« Als Projektleiterin hält Johanna Wollschläger die Fäden zusammen: zwischen den Baufirmen, den Mietern, Ämtern und der WIRO. Sie passt auf, dass Termine eingehalten werden, dass die Qualität stimmt und am Ende auch die Kosten. Sie organisiert und koordiniert. Als Architektin nur schöne Häuser zu entwerfen, hat ihr nicht gereicht. »Ich wollte dabei sein, wenn es weitergeht, bei der Ausführungsplanung, der Bauüberwachung.« Darum ist der Job bei der WIRO genau ihr Ding. Nebenbei ist er familienfreundlich, mit einem planbaren Feierabend, 30-Stunden-Woche und der Möglichkeit, mobil zu arbeiten. »So bekomme ich Arbeit und zwei kleine Kinder gut unter einen Hut.«

Mehr Informationen zum Fünfgiebelhaus gibt es hier.